
Stoffwechseltraining –eine Strategie, wie Du persönliche Ziele erreichen kannst
Teil 1: Prüfe Deine Energiebilanz!
Dienstag, 11.02.2025
Autor: Dr. Bernd Gimbel, KörperManagement® KG
© Foto: MUdaylah, Adobe Stock
Wusstest Du, dass Du Deinen Stoffwechsel beeinflussen kannst, um deine Gesundheit zu fördern und Deine persönlichen Ziele zu erreichen? In seiner neuen Reihe erklärt Dir unser Experte Dr. Gimbel, wie das funktioniert. Im 1. Teil geht es um Deine Energiebilanz und wie Du diese ermitteln kannst!
In meinem letzten Beitrag über Mythen der Gesundheit, des Sports und der Ernährung habe ich ausführlich über den Fettstoffwechsel geschrieben und mit der Behauptung aufgeräumt, dass dieser nicht erst nach 30 Minuten anfängt zu arbeiten, sondern ständig aktiv ist.
In diesem Zusammenhang habe ich auch die grundsätzliche Frage beantwortet, „Was ist eigentlich Stoffwechsel (oder „Metabolismus“ wie der Fachterminus lautet)?“. In meinem neuen Beitrag möchte ich der Frage nachgehen: „Wie können Sie Ihren Stoffwechsel beeinflussen, damit er einerseits Ihrer Gesundheit nutzt, und andererseits er Sie dabei unterstützt, Ihre persönlichen Ziele zu erreichen?“

Wegen der Komplexität des Themas sind 3 Teile entstanden.
Im 1. Teil möchte ich Sie anregen zu prüfen, ob Sie sich in einer energetischen Balance befinden.
Der Teil 2 beschäftigt sich mit verschiedenen Möglichkeiten über Stoffwechselanalysen eine persönliche Standortanalyse zu erhalten.
Im Teil 3 gebe ich Ihnen Anregungen zur Entwicklung einer Strategie, um Ihre individuellen Ziele zu erreichen.
Stoffwechsel – das Fließgleichgewicht des Lebens
Der menschliche Organismus steht in einem andauernden Fließgleichgewicht mit seiner Umwelt. Dies bedeutet, dass Sie bei Hunger körperfremde Stoffe über die Nahrung aufnehmen, diese verdauen, zu körpereigenen Stoffen umbauen und die nicht benötigten Abfallprodukte wieder ausscheiden.
Die metabolischen Prozesse beinhalten sowohl aufbauende Vorgänge, wenn z.B. durch Kraftsport aus einzelnen Aminosäuren neue Muskelstrukturen entstehen oder bei Überernährung, überschüssig aufgenommene Kohlenhydrate in den Fettzellen als Körperfett gespeichert werden (Anabolismus). Gleichzeitig finden in Ihren Zellen auch abbauende Prozesse statt, wenn z.B. Kohlenhydrate oder Fette mit oder ohne Sauerstoff abgebaut werden und dabei Energie entsteht (Katabolismus).
Die Energiebilanz sollte stimmen
Je mehr Energie Sie aufnehmen, desto mehr Bewegung ist erforderlich, wenn Sie Ihr Gewicht halten wollen. Wenn Sie mehr Energie verbrauchen als Sie aufnehmen, dann verlieren Sie an Gewicht. Im umgekehrten Fall werden Sie – je nach Größe der Dysbalance – an Gewicht zulegen. Es gibt dabei zwar individuelle Schwankungen, aber im Grunde ist diese Energiebilanzierung für jeden gesunden Menschen ein biologisches Gesetz.
Energieaufnahme

Die Energie, die Sie über die Ernährung aufnehmen, steckt in den Makronährstoffen. Die meisten Kalorien enthalten Fette (1 g Fett 9,3 kcal oder 39 KJ), gefolgt von den Kohlenhydraten und Eiweißen mit je 4,1 kcal (17 KJ) pro Gramm. Beachtenswert ist noch das Genussmittel Alkohol mit 7,1 kcal (30 KJ) pro Gramm.
Über die Menge und Zusammensetzung der Nahrung lässt sich die tägliche Kalorienzufuhr berechnen. Dies erfordert allerdings eine exakte Protokollierung aller aufgenommenen Nahrungsmittel. Im Internet gibt es dafür unterstützende Rechner.
Energieverbrauch
Der Energieverbrauch ist etwas komplexer, aber ebenfalls berechenbar. Zum einen brauchen Sie Energie, um Ihre Lebensfunktionen (Arbeit der Organe, Atmung, Verdauung, Körpertemperatur, etc.) aufrecht zu erhalten. Die Menge, die dafür erforderlich ist, beschreibt den Grundumsatz (oder Ruheenergieverbrauch).

Er ist von Ihrem Gewicht, Alter, Geschlecht und Ihrer Körpergröße abhängig und beträgt etwa 50 bis 70 % Ihres gesamten Energiebedarfs.
Die Faustformel zum Überschlagen des Grundumsatzes lautet:
1 kcal x Körpergewicht (in kg) x 24 Stunden
Wenn Sie es genauer wissen möchten, können Sie die Harris-Benedict-Formel zur Berechnung Ihres Grundumsatzes anwenden:
Mann
66,5 + (13,8 x Körpergewicht in kg) + (5,0 x Körpergröße in cm) – (6,8 x Alter in Jahren)
Frau
655,1 + (9,6 x Körpergewicht in kg) + (1,8 x Körpergröße in cm) – (4,7 x Alter in Jahren)
Sie gilt als die genaueste Gleichung zum Überschlagen des Grundumsatzes, kann aber auch nur ein Annäherungswert sein, da beispielsweise die Körperzusammensetzung einen wichtigen Einfluss auf Ihren Energieverbrauch hat. Bei einem hohen Muskelanteil liegt Ihr Grundumsatz höher als bei einem hohen Körperfettanteil, weil die Muskulatur stoffwechselaktives Gewebe darstellt. Dies bedeutet, dass die darin enthaltene hohe Menge an Mitochondrien (kleine Zellorganelle, die zur Energieproduktion dienen) ständig – sogar im Schlaf – Energie benötigen. Gleichzeitig ist mit einem hohen Muskelanteil ein höheres Körpergewicht verbunden, da Muskelmasse schwerer ist als Fettgewebe. Diese Tatsache ist bei Menschen als Interpretationsfaktor von Bedeutung, die abnehmen möchten.
Beim Fettgewebe ist zwischen weißem und braunem Fett zu unterscheiden. Während das weiße Fett als Energiespeicher dient, hat das braune Fett die Aufgabe, Wärme zu erzeugen, um den Körper vor Auskühlung zu schützen. Es ist ebenso wie die Muskelzellen reich an Mitochondrien, was auf einen hohen Energieverbrauch hinweist.
Neben dem Energieverbrauch bei körperlicher Inaktivität ist Ihr Gesamtenergieverbrauch abhängig vom Aktivitätslevel während Ihrer Freizeit und Ihres Berufslebens. Da die Lebenssituationen sehr individuell sind, lässt sich der Leistungsumsatz (Arbeitsumsatz) mit Hilfe des Physical Activity Levels (PAL-Wert) ebenfalls nur schätzen:
PAL-Werte
- 0,95: schlafen
- 1,2: Menschen mit ausschließlich sitzender oder liegender Lebensweise (z.B. alte oder kranke Menschen)
- 1,4-1,5: Menschen mit überwiegend sitzender Lebensweise und wenig Freizeitaktivität (z.B. Büroarbeiter)
- 1,6-1,7: Menschen mit viel sitzender Lebensweise und gelegentlichen körperlichen Tätigkeiten (z.B. Studenten)
- 1,8-1,9: Menschen mit überwiegend gehender oder stehender Tätigkeit (z.B. Kellner oder Verkäufer)
- 2,0-2,4: Körperlich anstrengende berufliche Tätigkeiten (z.B. Bauarbeiter, Landwirte, Leistungssportler)
Energieumsatz = Grundumsatz + Leistungsumsatz
Aus den genannten Faktoren können Sie nun Ihren täglichen Energieumsatz überschlagen, indem Sie den Grundumsatz mit dem PAL-Wert Ihrer Aktivitätengruppe multiplizieren.
Beispiel 1
Person 60 kg sitzende Bürotätigkeit
Grundumsatz: 60 kg x 1 kcal x 24 Std. = 1.440 kcal
Leistungsumsatz: PAL-Wert 1,5
Energieumsatz: 2.160 kcal
Beispiel 2
Person 90 kg Landwirt
Grundumsatz: 90 kg x 1 kcal x 24 Std. = 2.160 kcal
Leistungsumsatz: PAL-Wert 2,2 (2,0 – 2,4)
Energieumsatz: 4.752 kcal
Wenn Sie diese kleinen Rechenschritte mit einem der im Internet zahlreich zur Verfügung stehenden Rechner ausführen, dann erkennen Sie, ob Sie auf dem richtigen Weg sind oder Handlungsbedarf besteht.
Zu verschiedenen Möglichkeiten um über die Stoffwechselanalysen eine persönliche Standortanalyse zu erhalten, erzähle ich Ihnen im nächsten Teil!
Bis dahin,
Ihr Dr. Bernd Gimbel
KörperManagement®

Dr. Bernd Gimbel ist Gesellschafter der KörperManagement® KG. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesausschusses für Leistungssport beim Deutschen Olympischen Sportbund tätig. Derzeit lehrt er als Dozent an der Deutschen Fitnesslehrer Akademie und der Berufsakademie für Sport und Gesundheit in Baunatal. Zudem ist Dr. Gimbel Autor mehrerer Bücher über Körpermanagement.
Hier geht’s zur Website
Mythen der Gesundheit, des Sports und der Ernährung
Weitere Artikel
Andere Artikel
10. September 2024
Fängt die Fettverbrennung wirklich erst nach 30 Minuten an?
Beim Thema Fettverbrennung wird oft argumentiert, dass nur Belastungen von länger als 30 Minuten diese ankurbeln. Ist das so? Experte Dr. Gimbel hat die Antwort
26. Juni 2024
Bei Rückenschmerzen die Rückenmuskeln kräftigen!?
Was hilft bei einem schmerzenden Rücken? Die Rückenmuskulatur zu stärken ist ein oft genannter Rat. Aber stimmt das? Experte Dr. Gimbel klärt auf
5. Februar 2024
Der Schlaf vor Mitternacht – ist er gesünder als danach?
Gehst Du abends früh zu Bett, weil der Schlaf vor Mitternacht „gesünder“ ist? Das könnte ein Mythos sein! Experte Dr. Gimbel klärt auf