Bluthochdruck: Eine Frau steht am Strand und aktiviert ein Wearable

Unter Druck – Richtige Bewegung bei Bluthochdruck

Mittwoch, 29.09.2021

Bewegung bietet bei Bluthochdruck viele Vorteile. Unser Experte Dr. Gimbel erklärt warum und was Du dabei beachten solltest.

©Foto: Artinum, Adobe Stock

Der Arzt verordnet entsprechend seiner Diagnose blutdrucksenkende Medikamente. Aber auch Bewegung kann sich positiv auf den Blutdruck auswirken, wenn sie richtig ausgeführt wird. Da aber manche Medikamente neben dem Blutdruck auch die Herzfrequenz beeinflussen, stellt sich die Frage nach den besten Übungen und der richtigen Dosierung der Bewegung oder des Trainings.

Richtige Bewegung bei Bluthochdruck

Um den Phänomenen bei Bluthochdruck frühzeitig entgegenzuwirken, sind Lebensstiländerungen sinnvoll. Schon häufig habe ich darauf hingewiesen, dass Bewegung die beste Medizin ist und in der Sportmedizin als sogenannte „Polypille“ tituliert wird. Meist ergänze ich, wenn sie richtig eingesetzt wird, sogar ganz ohne Nebenwirkungen.

In diesem Sinne ist zu klären, welche Sportdisziplinen mit welchen Dosierungen geeignet sind, die Gefahr von Bluthochdruck zu minimieren?

Zwecks Prophylaxe ist die Beantwortung der Frage sehr einfach und sicherlich auch bereits bekannt.

Ernähren Sie sich gesund, bewegen Sie sich ausreichend, minimieren Sie Ihre Stressoren, achten Sie auf Ihr Körpergewicht, rauchen Sie nicht und trinken Sie nur mäßig Alkohol.

Wenn Sie aber bereits unter Hypertonie leiden, dann sollten Sie Ausdauerdisziplinen bevorzugen, da bei ihnen der Blutdruck weniger stark ansteigt als beim Krafttraining. Unter den Ausdauerdisziplinen ist gehen, (Nordic-) walken, (Berg-) wandern oder Inlineskaten am besten geeignet. Auch Radfahren ist gut geeignet. Allerdings sind dabei weniger Muskeln im Einsatz und dadurch ist der Energieverbrauch niedriger. Außerdem steigt der Blutdruck, vor allem der systolische Wert, etwas stärken an als beim Gehen oder Laufen. Dafür verantwortlich ist der muskuläre Druck auf die Pedale, der sich aber über die Schaltung oder durch Nutzung von Elektrorädern gut dosieren lässt. Das Schwimmen sollte nicht ohne ärztlichen Rat durchgeführt werden, da die Bewegung im Wasser bei Hypertonikern mit ungewünschten Nebenwirkungen durch den hydrostatischen Druck, die Wassertemperatur oder die Volumenverschiebung des Blutes verbunden sein kann.

Spielsportarten wie Badminton, Tennis oder Sportspiele sind durch ihre Belastungsspitzen mit Vorsicht zu genießen und unter Wettkampfbedingungen eher nicht geeignet.

Sport bei Bluthochdruck: Das ist zu beachten

Vom Krafttraining wurde bei Bluthochdruck lange Zeit abgeraten. Mittlerweile zeigen aber einige Studien, dass bei Patienten der Blutdruck dadurch systolisch um bis zu 10 mmHg und diastolisch um bis zu 5 mmHg gesenkt werden kann. Allerdings sind bei Durchführung des Krafttrainings einige Grundsätze zu berücksichtigen. Egal ob das Krafttraining an Geräten, mit Kleingeräten wie Hanteln, dem eigenen Körpergewicht oder mit elastischen Bändern durchgeführt wird, stets ist die Atmung zu kontrollieren (bei Wirkung des Kraftimpulses ausatmen) und Pressatmung grundsätzlich zu vermeiden.

Besonders empfehlenswert ist anfangs Krafttraining an Geräten, da hierbei die Bewegungen geführt werden sowie die Belastungsintensität gut dosierbar und somit die Verletzungsgefahr gering ist.

Zudem ist der Vorteil beim Krafttraining, dass gerade ältere Patienten dem Muskelabbau im Alter entgegenwirken können.

Bezüglich der Intensität ist zu bemerken, dass sie bei den Ausdauerdisziplinen im submaximalen Bereich liegen sollte. Dies entspricht dem schon in mehreren Beiträgen genannten Richtwert von 60 bis 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz von 220 minus Lebensalter.

Ich möchte an dieser Stelle nochmals betonen, dass dies ein statistischer Wert ist, der keinesfalls individuell stimmen muss und sich durch Laktatdiagnostik oder Spiroergometrie genauer bestimmen lässt. Zu beachten ist weiterhin, dass bei Einnahme eines Betablockers in Abhängigkeit der Dosierung die Herzfrequenz 10 bis 20% niedriger anzusetzen ist. Bei der Einnahme von Kalziumantagonisten ist zu prüfen, um welches Medikament es sich handelt. All diese Produkte senken den Blutdruck. Das ist ihre Aufgabe. Einige davon beschleunigen, andere verlangsamen dagegen die Herzfrequenz, so dass bei Anwendung des Richtwerts nach der o.g. Formel, die Berechnung des „richtigen“ Trainingspulses angepasst werden muss. Laktatmessungen dagegen, die parallel zur Herzfrequenz gemessen werden, können bei der Einnahme von Betablockern und Kalziumantagonisten, die individuelle Herzfrequenzkurve „eichen“ und den Trainingspuls genauer bestimmen.

Liegt der Blutdruck höher als 160/100 mmHg, dann muss er vor Trainingsbeginn medikamentös gesenkt werden, um gefährliche Blutdruckspitzen während der Belastung zu vermeiden.

Vorteile von Bewegung bei Bluthochdruck

Bei Berücksichtigung der dargestellten Zusammenhänge, hat Bewegung bei Hypertonie eine Vielzahl von positiven Effekten. Dies ist durch eine Vielzahl von Studien belegt. Der Sympathikotonus (Einfluss des Leistungsnerven auf den Organismus) sinkt, der Vagotonus (Einfluss des Erholungsnerven) dagegen steigt. Wir können besser entspannen. Die arteriellen Blutgefäße erweitern sich und versorgen unseren Körper besser mit Sauerstoff und Nährstoffen. In Verbindung mit einer Umstellung des Ernährungsverhaltens sinkt das Körpergewicht. Dies kann mit jedem Kilogramm weniger zu einer Reduktion des systolischen Blutdruckwertes von 1,5 bis 2 mmHg und diastolisch von 1,2 bis 1,5 mmHg führen. Die Blutwerte bei den Stoffwechselparametern Blutzucker, Cholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Triglyzeride verbessern sich. Die Prognose einer krankhaften Verdickung der linken Herzkammer sinkt ebenso wie krankhafte Veränderungen in anderen Teilen unseres Organismus.

Ich weiß aus vielen Beispielen, dass oftmals der „innere Schweinehund“ daran hindert aktiv zu werden, aber vielleicht lässt er sich von in diesem Beitrag dargestellten Möglichkeiten zur Verbesserung der Hypertonie leichter anleinen. Probieren Sie es einfach mal aus und berichten Sie mir darüber.

Herzliche Grüße und viel Erfolg dabei.

Ihr Dr. Bernd Gimbel

In meinem nächsten Beitrag erfahren Sie mehr über zu geringen Blutdruck (Hypotonie).

Bernd Gimbel © privat
Dr. Bernd Gimbel ist Gründer und Gesellschafter der KörperManagement® KG. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesausschusses für Leistungssport beim Deutschen Olympischen Sportbund tätig. Derzeit lehrt er als Dozent an der Deutschen Berufsakademie Sport und Gesundheit (dba) in Baunatal. Zudem ist Dr. Gimbel Autor mehrerer Bücher über Körpermanagement.
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