Zweite Sportkarriere nach Schlaganfall –

Ruderin Kathrin Marchand ist voller Vorfreude auf die Paralympics 2024

Montag, 10.06.2024
Autor: Dirk Anton, HEIMSPIELE GmbH & Co. KG
©Foto: Peter Eilers

Und plötzlich ist alles anders: Ruderin Kathrin Marchand erleidet 2021 beim Training einen Schlaganfall. Doch ihre Karriere ist damit nicht vorbei! Erfahre im Beitrag, wie sie ihren Weg zurück in den Sport gefunden hat und jetzt sogar bei den Paralympics 2024 dabei ist!

Seit vielen Jahren fördert Canada Life junge Talente des Olympiastützpunkts NRW/Rheinland, die bei zukünftigen Olympischen Spielen und Paralympics dabei sein wollen. Im Canada Life PerspektivTeam profitieren dabei auch Para Athlet*innen von dieser Unterstützung wie aktuell die Leichtathletinnen Kim Marie Vaske und Jule Roß, die sich noch eine Mini-Chance auf PARIS 2024 ausrechnen.

Gerade der Para Sport bietet unzählige inspirierende Geschichten von körperlich gehandicapten Athlet*innen mit beeindruckenden Persönlichkeiten, die mit ihrer Leidenschaft für den Sport und ihren Ehrgeiz außergewöhnliche Leistungen erbringen. Und in solch eine besondere Geschichte möchten wir heute einen Einblick geben.

Erfolg – auch beim zweiten Anlauf

Im September vergangenen Jahres gewinnt der deutsche Mixed-Vierer mit Steuerfrau bei der Para Ruder-WM in Belgrad die Bronzemedaille und sichert sich gleichzeitig die Teilnahme an den Paralympics von PARIS 2024. Schlagfrau Kathrin Marchand vom RTHC Bayer Leverkusen strahlt, denn damit erreicht die heute 33-Jährige auch in ihrer zweiten Ruder-Karriere das höchste sportliche Ziel.

Kathrin Marchand, ©Foto: Peter Eilers

Am 1. September dieses Jahres finden dann in Paris die Finalläufe im Para Rudern statt. Kathrin und ihre Bootskolleg*innen hoffen auf eine Medaille an einem für Kathrin ganz besonderen Datum: denn am 01.09.2021 bricht für die zweimalige Olympia-Teilnehmerin im Rudern (London 2012 & Rio 2016) eine Welt zusammen.

Ein Rückblick: 2021 veränderte alles

Während eines Online-Kurses auf ihrem Fitness-Bike erleidet die Kölnerin einen Schlaganfall. Ihr linkes Bein wird taub, dann die komplette linke Körperhälfte, am Ende kann sie auch ihr Display nicht mehr richtig erkennen. Als ausgebildete Ärztin kennt sie die Symptome, will es aber einfach nicht wahrhaben. Erst nach einer Stunde ruft sie den Notarzt, in der Klinik wird die Diagnose bestätigt und ihr Leben auf den Kopf gestellt.

Die Folgen sind gravierend: Kathrin leidet seitdem an einer leichten Hemiparese, also einer Lähmung der linken Körperhälfte. Auch ihr Sehvermögen ist eingeschränkt, links oben fehlt ihr auf beiden Augen ein Drittel des Sichtfelds, was dazu führt, dass sie kein Auto fahren darf. In Bezug auf ihre kognitiven Fähigkeiten stellt sie ihre fehlende Stress-Resistenz vor besondere Herausforderungen – im Job wie auch im Leistungssport.

Insgesamt neun Monate kann Kathrin weder in ihrem Job in einer Notaufnahme arbeiten noch Sport treiben. In dieser Zeit hört sie auf der Autofahrt mit ihrer Familie zu ihrem Bruder in der Schweiz einen Radiobeitrag über die Winter-Paralympics 2022. Angespornt von ihrem Wunsch, ihrer Liebe zum Sport wieder nachgehen zu können, erkundigte sie sich nach den Möglichkeiten, im Para Rudern aktiv werden zu können.

Da geht noch was!

Aufgrund ihrer Hemiparese wird Kathrin schließlich im August kurz vor der Para-EM 2022 für den paralympischen Sport „klassifiziert“, also offiziell zugelassen. Zu diesem Zeitpunkt trainiert sie bereits wieder fleißig mit Coach Ralf Müller, der sie schon seit Jugendtagen und vor allem während ihrer olympischen Karriere begleitete. Und dann geht alles ganz schnell.

Kathrin Marchand, ©Foto: Peter Eilers

Als nominierte Ersatzfahrerin muss sie im Finallauf der Heim-Para-EM in München eine kurzfristig erkrankte Teamkollegin ersetzen. Der Mixed-Vierer gewinnt Bronze, anschließend sogar Para-WM-Silber und Kathrin Marchand ist als Schlagfrau des erfolgreichen Bootes nicht mehr wegzudenken. Und mit der Paralympics-Teilnahme erfüllt sich nun ihr ganz großer Traum.

Nach ihrem Schlaganfall hat sie gelernt, dass sie ihrem Körper Pausen geben muss. Sie arbeitet halbtags in der Orthopädie einer Privatklinik, trainiert im Schnitt 15 Stunden wöchentlich und findet so auch ausreichend Zeit für Familie und Freunde. „Ich bin mit meinem Leben trotz meiner Krankengeschichte eigentlich sehr zufrieden“, sagt die angehende Paralympionikin, die mit großer Vorfreude auf PARIS 2024 blickt.

Eine plötzlich Erkrankung, wie ein Schlaganfall, kann auch finanzielle Folgen nach sich ziehen!

Wir haben bei Kathrin nachgefragt:

Durch deinen Sport warst du schon immer sehr fit. Kam dir trotzdem mal der Gedanke,
dass du durch eine Krankheit oder einen Unfall deinem Job oder deinem Sport nicht mehr nachgehen kannst? Hast du dich entsprechend finanziell abgesichert?

Ich hätte niemals gedacht, dass mir etwas passieren wird, dass mich daran hindern kann meinen Beruf als Ärztin auszuüben. Zum Glück wurde ich aber schon am Ende des Studiums gut beraten und habe eine private Berufsunfähigkeitsversicherung, die an eine Altersrente gekoppelt ist, abgeschlossen. Hätte ich sie nicht in Anspruch nehmen müssen, hätte ich also einen Großteil später als Rente ausbezahlt bekommen. Das fand ich einen fairen Kompromiss.

Wie sah deine finanzielle Situation nach dem Schlaganfall aus?

Nach meinem Schlaganfall habe ich mich natürlich irgendwann gefragt, wie es weitergehen wird. Ich war 9 Monate krankgeschrieben und habe währenddessen Krankentagegeld bekommen. Danach wollte ich wieder arbeiten aber 40h/Woche schaffe ich nicht mehr. Meine Versicherung hat akzeptiert, dass ich maximal 50% arbeiten kann – also berufsunfähig bin. Ich verdiene mir jetzt mit meiner 50%-Stelle etwas  zu meiner Berufsunfähigkeitsrente dazu und habe dadurch keine finanziellen Sorgen. 

Kathrin Marchand, ©Foto: Peter Eilers

Mit Blick auf das Thema Absicherung: Würdest du im Nachhinein etwas anders machen?

Ich bin so dankbar, dass ich mich finanziell für den worst case abgesichert habe, auch wenn ich niemals gedacht hätte, dass dieser Eintritt. Hätte ich keine Berufsunfähigkeitsversicherung, müsste ich wahrscheinlich mehr arbeiten, als es meine Gesundheit zulässt. So wie es jetzt ist, brauche ich mir keine Sorgen über meine Zukunft zu machen und kann meine Zeit in schöne Dinge wie den Sport investieren. Ich glaube ich habe alles richtig gemacht und kann jedem nur raten, so früh wie möglich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Denn jeder kann plötzlich in eine Situation geraten, wo man darauf angewiesen ist.

Fazit: Eine beeindruckende Geschichte, die Mut macht! Wir wünschen Kathrin und ihrem Team viel Erfolg für die Paralympics!

Hier geht es zum Instagram-Kanal von Kathrin.