Fit für die Disziplin „Büro-Alltag“
Mittwoch, 2.05.2018
Mental und körperlich fit im Büro – das wünschen sich die meisten. Doch wie schafft man das, wenn der Job schon jede Menge Energie frisst? Wie man hier richtig trainiert verrät Dr. Bernd Gimbel, KörperManagement® KG Bad Homburg:
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Die meisten Menschen verbinden den Begriff Training mit Sport. Dieser Blick ist unvollständig, denn jeder von Ihnen kann auch ohne den Leistungsgedanken des Sportlers trainieren. Dennoch lassen sich zwischen beiden Gruppen wichtige Parallelen ziehen.
Der Sportler trainiert vorwiegend die motorischen Eigenschaften, die er für seine Spezialdisziplin benötigt. Der Marathonläufer verbessert die Ausdauer, der Sprinter die Schnelligkeit, der Gewichtheber die Kraft und der Sportspieler eine Kombination aus mehreren Grundfertigkeiten. Hinzu kommt bei allen Athleten ein Technik- und Taktiktraining mit dem Ziel, während eines Wettkampfes seine höchstmögliche Leistung abrufen zu können.
Büroalltag als Spezialdisziplin
Welche Schlüsse können Sie als im Büro tätiger „Normalbürger“ daraus ziehen? Der Büroalltag ist Ihre „Spezialdisziplin“. Sie stellt Sie vor eine Vielzahl von Herausforderungen, die Sie täglich zu bewältigen haben. Ihr Ziel wird es deshalb sein, dafür fit zu sein und auch nach vollendetem Arbeitstag noch ausreichend Kraft zu besitzen, um die Stunden sinnvoll mit Freizeitbeschäftigungen auszufüllen. Vermutlich möchten Sie sogar möglichst lange gesund und leistungsfähig bleiben, um auch noch den Zeitraum nach Ihrem Berufsleben mit hoher körperlicher und geistiger Fitness genießen zu können.
Belastungen besser bewältigen
Die Arbeitswelt 4.0 ist geprägt durch
- körperlich einseitige und geistig anspruchsvolle Tätigkeiten,
- andauerndes Sitzen am Computer oder im Auto,
- lange Konzentration bei der Verrichtung komplexer Aufgaben,
- hohes Stresspotenzial bei der anfallenden Arbeitsmenge,
- steigende Qualitätsansprüche und
- ständige Veränderungsprozesse.
Als besonders belastend werden nach einer Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA 2017) der starke Termindruck und ständige Störungen während des Arbeitsprozesses empfunden. Aufhalten können Sie diese Entwicklung nicht. Aber Sie haben in der Hand, wie Sie damit umgehen. Die Belastungen nur akzeptieren und nichts dagegen unternehmen, wäre die vermutlich schlechteste Lösung, weil in der Folge zuerst Beschwerden und später Krankheiten auftreten können. Die bessere Alternative ist sicherlich, eine Strategie zu entwickeln, um Belastungen des Arbeitsalltags besser zu bewältigen.
Richtiges Training
Mein Tipp: Trainieren Sie, um wie der Sportler Ihren beruflichen „Wettkampf“ zu gewinnen. Mit einem richtigen Training erhöht sich dafür auch bei Ihnen die Wahrscheinlichkeit. „Richtig“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Sie sich an den Belastungen Ihrer Disziplin „Bürotätigkeit“ orientieren. Sie bewirken damit Anpassungsprozesse in Ihrem Körper, durch die Sie leistungsfähiger werden. Alltagsbelastungen können Sie so besser kompensieren.
Ihre „Wettkampfdisziplin“ ist u.a. mit einem hohen Stresspotenzial verbunden. Dies führt zu der Frage: Wie trainieren Sie am besten Ihre Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit), um den alltäglichen Stressoren besser entgegen zu treten?
Vor Trainingsbeginn prüfen Sie erst einmal, was Sie hauptsächlich, aus welchem Grund, in welcher Form belastet. Vielleicht reicht schon ein anderer Blickwinkel aus, die Stressoren besser kennen zu lernen und als Folge anders damit umzugehen. Aus Trainingssicht ist es ratsam, den hohen psychischen Arbeitsbelastungen mit einer verbesserten Konzentrations- und Ermüdungswiderstandfähigkeit entgegen zu treten. Dies können Sie durch ein systematisches Ausdauertraining erreichen.
Weniger ist mehr
Wichtig: Wählen Sie eine Disziplin aus, die Sie mögen. Laufen, (Nordic-) Walking, Radfahren oder Schwimmen sind die Klassiker. Vermeiden Sie aber hohe Intensitäten beim Training, denn durch den Stress im Job sind Sie bereits hoch belastet. Sie wollen für den Alltag und nicht für die nächste Olympiade trainieren. Zudem entlasten Sie dabei Ihre Gehirnzellen, denn die zyklischen Bewegungen erfordern keine Konzentration auf schwierige Bewegungsabläufe
Mein nächster Beitrag: Sitzen als Wettkampfdisziplin
Ihre „Wettkampfdisziplin“ ist außerdem geprägt durch vieles Sitzen und die dadurch einseitige Belastung Ihres Bewegungsapparates? „Wer länger sitzt, ist früher krank“, heißt es nicht ohne Grund. Aber keine Angst. Damit dies nicht passiert, gehe ich in meinem nächsten Beitrag darauf ein.
Bis dahin sportliche Grüße,
Ihr Dr. Bernd Gimbel, KörperManagement® KG Bad Homburg
Dr. Bernd Gimbel ist Gesellschafter der KörperManagement® KG. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesausschusses für Leistungssport beim Deutschen Olympischen Sportbund tätig. Derzeit lehrt er als Dozent an der Deutschen Fitnesslehrer Akademie und der Berufsakademie für Sport und Gesundheit in Baunatal. Zudem ist Dr. Gimbel Autor mehrerer Bücher über Körpermanagement.
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