Sitzen als Wettkampfdisziplin
Mittwoch, 11.03.2020
Büroalltag bedeutet in der Regel langes Sitzen. Damit einseitige Belastungen des Bewegungsapparates nicht schaden, gibt Dr. Bernd Gimbel von der KörperManagement® KG Bad Homburg, nützliche Tipps und Hinweise:
© Foto: ronstik, Adobe Stock
In unserem Büroalltag stellt Sitzen eine „Spezialdisziplin“ dar, die einiges von uns fordert: In erster Linie bewegen wir uns weniger und unser Bewegungsapparat ist dadurch einseitig belastet. Nicht ohne Grund sagt man: Wer länger sitzt, ist früher krank. Deshalb soll heute der Bewegungsapparat im Fokus stehen. Ein derartiges „Techniktraining“ zum besseren Sitzen unterscheidet Sie nicht vom Sportler, der ja ebenfalls seinen Bewegungsapparat für seine Spezialdisziplin auf ein möglichst hohes Niveau bringt.
Sitzen verursacht Fehlbelastungen
Sitzen bedeutet, die Arme beim Arbeiten ständig vor dem Körper zu halten und die Wirbelsäule in aufrechter Position stabilisieren zu müssen. Die Hüft- und Kniegelenke befinden sich in andauernder Beugungsposition. Als Folge dieser Dauerbelastung verkürzt die Brustmuskulatur, die obere Rückenmuskulatur wird überdehnt und schwächt mit der Zeit ab. Der Druck auf die Bandscheiben -besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule – ist hoch, sogar höher als beim Stehen. Außerdem ist die Muskulatur der rückseitigen Oberschenkel und die Hüftbeugemuskeln in Dauerkontraktion. Sie verkürzen, wenn kein Training erfolgt. Die Strategie des „Aussitzens“ führt zu dauerhaften Fehlbelastungen.
Nicht ohne Grund ergeben sich die meisten Fehlzeiten bei Arbeitnehmern durch Erkrankungen des Bewegungsapparates. Je älter Sie werden, desto länger fallen Sie statistisch betrachtet aus. Steigende Arbeitsunfähigkeitstage schaden dem Unternehmen, denn sie kosten Geld. Am meisten aber leiden Sie selbst durch Einschränkungen Ihrer Bewegungsfähigkeit und möglichen Beschwerden. Beugen Sie dem vor, denn das ist für alle Beteiligten von größerem Nutzen.
Ständiges Sitzen fördert…
- einen verspannten Nacken, weil der Kopf die Haltearbeit leistet
- eine verkürzte Brustmuskulatur durch das permanente Vorhalten der Arme
- eine abgeschwächte obere Rücken- und Rumpfmuskulatur
- eine verkürzte Muskulatur der Oberschenkel-Rückseite und Hüftbeuge, weil Kniegelenke und Hüfte ständig gebeugt sind
Aktiv gegen einseitige Belastung
Ein Training für den Alltag muss den einseitigen Belastungen am Arbeitsplatz entgegenwirken. Für die Disziplin „Sitzen“ bedeutet dies:
- gezielte Dehnung der Brust-, der rückseitigen Oberschenkel- und der Hüftbeugemuskulatur
- ausgewogene Kräftigung der Bauch und Rückenmuskulatur
- Mobilisation der Wirbelsäule zur Erhaltung ihrer Beweglichkeit
- Entlastung der Bandscheiben.
Übungen dazu finden Sie hier.
Ein derartiges „Techniktraining“ zum besseren Sitzen unterscheidet Sie wiederum nicht vom Sportler, der ebenfalls den Bewegungsapparat für seine Spezialdisziplin auf ein möglichst hohes Niveau bringt.
Mit einem gezielten Training erreichen Sie so genau das Richtige: Sie trainieren Ihren Körper, wirken dem Bewegungsmangel durch das viele Sitzen im Berufsalltag entgegen und entspannen gleichzeitig von Ihrer geistigen Belastung im Büro. Sie sorgen für Anpassungsprozesse am Bewegungsapparat exakt an jenen Stellen, die einseitig dauerbeansprucht werden. Zudem unterstützen Sie dadurch aktiv die Regeneration für den nächsten Arbeitstag.
Diese Taktik wird Ihr Körper Ihnen danken. Wenn Sie Fragen haben oder kommentieren möchten, melden Sie sich jederzeit gerne bei mir.
Schauen Sie sich gerne auch meinen Artikel zum Thema „Fit für die Disziplin Büroalltag“ an.
Viel Erfolg beim Training wünscht Ihnen
Ihr Dr. Bernd Gimbel, KörperManagement® KG Bad Homburg
Dr. Bernd Gimbel ist Gesellschafter der KörperManagement® KG. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesausschusses für Leistungssport beim Deutschen Olympischen Sportbund tätig. Derzeit lehrt er als Dozent an der Deutschen Fitnesslehrer Akademie und der Berufsakademie für Sport und Gesundheit in Baunatal. Zudem ist Dr. Gimbel Autor mehrerer Bücher über Körpermanagement.
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