ISLAND: Traumurlaub südlich des Polarkreises

Mittwoch, 1.04.2020

Sonne und Strand, nein danke. Ein Road Trip knapp südlich des Polarkreises um die größte Vulkaninsel der Erde, da sind wir dabei! Wer fernab von Lärm, Autos und anderen Menschen die Wunder der Natur bestaunen möchten, ist in Island genau richtig. Island hat uns innerhalb kürzester Zeit in seinen Bann gezogen. Unser Reisebericht verrät Dir, wieso.

Foto: © Denise Barenthien

Wie wir genau auf die Idee gekommen sind nach Island zu reisen, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau. Vermutlich aus Mangel an „kühlen“ Alternativen. Alles über 25° ist uns definitiv zu warm. Was liegt also näher, als im Hochsommer Richtung Norden zu fliegen. Wir hatten uns entschieden, in 10 Tagen einmal um die ganze Insel zu fahren. Eine Gesamtstrecke von 2.400 km. Temperaturtechnisch gab es auch nix zu meckern. Bei sommerlichen 12° fühlten wir uns ganz wohl. 🙂

Island strahlt eine ganz besondere Ruhe aus. Beim Abflug waren wir beide gedanklich noch irgendwo zwischen Arbeit, Urlaubsvorbereitungen und allgemeinem Alltagsstress. Kaum waren wir in Keflavik gelandet und hatten die ersten Kilometer mit unserem Mietwagen hinter uns gelassen, waren wir schon im Urlaubsmodus. Das war wirklich Rekordzeit.

Snaefellsnes wir kommen… oder doch nicht?

Nach einem ausgiebigen Frühstück begannen wir am nächsten Morgen unsere 380 km lange Fahrt nach Snaefellsnes (isländisch für Schneeberggletscher). Das Navi sagte eine Dauer von 5 Stunden voraus, was wir für viel zu lang hielten und daher kurzerhand einen kleinen Umweg zu einem Wasserfall einbauten. An dieser Stelle sei gesagt: Glaubt Eurem Navi! Wenn es 5 Stunden sagt, meint es das auch. Das wurde uns schlagartig bewusst, als wir von der Ringstraße abbogen. Die Ringstraße ist die Hauptstraße, welche einmal um die komplette Insel führt und mit weitem Abstand, die am besten ausgebaute Straße ist. Sobald Ihr die Ringstraße verlasst wird es abenteuerlich. Unser vermeintlich kurzer Umweg zum Wasserfall verzögerte unsere Ankunftszeit um gute 4 Stunden, da wir aus Sorge um unseren Mietwagen einen noch größeren Umweg nahmen, um nicht mit Schrittgeschwindigkeit über einen schlammigen und mit Schlaglöchern übersäten Feldweg zu fahren. Mit reichlich Verspätung, aber dafür auch vielen tollen Eindrücken, kamen wir am Abend müde und zufrieden in unserer Unterkunft an.

Einsamer Weg zur Mini-Metropole

Am nächsten Tag führte uns unser Weg nach Akureyri, der viertgrößten Stadt Islands. Diesmal planten wir genügend Zeit ein und kamen auch wie geplant in unserer Unterkunft an. Andere Autos kamen uns nur selten entgegen. Überall, wo es uns gefiel, haben wir kurz angehalten und einfach die Aussicht genossen oder ein Picknick gemacht.

Eins ist uns ziemlich schnell klar geworden: Hier ist alles etwas weiter voneinander entfernt als wir es gewohnt sind. Daher war unsere Devise „Immer tanken, wenn wir die Möglichkeit dazu hatten“. Die nächste Tankstelle kann gut und gerne 100 km entfernt sein. Aus diesem Grund haben wir uns in Akureyri auch erst mal mit Proviant eingedeckt, denn mit Supermärkten verhält es sich in Island wie mit Tankstellen.

Einmal falsch abgebogen und schwupp…

…standen wir auf einem Vulkan. Naja, ganz so einfach war es dann doch nicht. Zuerst ging es mal zum Goðafoss (Götterwasserfall). Dieser gigantische Wasserfall erstreckt sich über eine Breite von 158m. Unterteilt von drei Felsen, stürzt das Wasser 11m in die Tiefe. Wir waren etwas überrascht, wo plötzlich die vielen Touristen herkamen. Es waren bestimmt 30–40 Personen dort. 😉 Da wir uns schon sehr an die Einsamkeit bzw. Zweisamkeit gewöhnt hatten, sind wir dann doch schnell weitergefahren.

Unsere Tagesdistanz betrug diesmal nur 160km (3 Stunden). Wir hatten also noch reichlich Zeit und wollten einen kurzen Abstecher zum Myvatn machen. Warum der See übersetzt „Mückensee“ heißt, merkten wir umgehend, nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren. Mücken, Mücken und noch mehr Mücken! Sie stechen zwar nicht, sind aber trotzdem lästig. Naja, was soll‘s. Die Landschaft um den Myvatn ist wirklich außergewöhnlich. Eigentlich kaum zu beschreiben. Der See befindet sich in einer Vulkanlandschaft, die die gesamte Umgebung prägt. Eine Mischung aus blauem Wasser, grünen Wiesen und schwarzem Lavagestein. Trotz der vielen Mücken wollten wir die Landschaft ein wenig zu Fuß erkunden und einen kleinen Spaziergang machen. Allerdings müssen wir irgendwo falsch abgebogen sein, weshalb wir plötzlich am Fuße eines Vulkans standen und entweder drum herum oder drüber laufen konnten. Wir haben uns von dem kleinen Schild Difficult Path nicht abhalten lassen und uns für „darüber“ entschieden. Oben angekommen, war es zwar ziemlich windig, der Blick dafür aber auch unbezahlbar. Alles in allem ein ungeplanter Umweg, über den wir im Nachhinein sehr froh waren. Der Myvatn wird uns auf jeden Fall in besonderer Erinnerung bleiben.

Nichts für feine Nasen

Am 5. Tag unserer Reise ging es dann weiter zum Solfatarenfeld Námaskard, im Norden Islands. Durch Solfatare strömt vulkanisches Gas aus. Schon aus einiger Entfernung konnten wir den Schwefel riechen. Für alle die den Geruch von Schwefel nicht direkt zuordnen können: Es riecht nach faulen Eiern. Definitiv nichts für Leute mit einem feinen Näschen. Je näher wir dem Solfatarenfeld kamen, desto intensiver wurde der Geruch. Wir haben tatsächlich kurz überlegt, ob wir wirklich aussteigen sollen oder doch lieber weiterfahren. Wir haben uns dann doch aus dem Auto gewagt und uns die brodelnden Schlammlöcher angeschaut. Es ist schon komisch, wenn die Erde, auf der man steht plötzlich kocht und zischt. Der intensive Geruch hat uns dann aber dazu veranlasst, bald weiter zu unserer Unterkunft in Hallormsstadur zu fahren.

Vom ewigen Eis zu grünen Wiesen

Unsere Rundreise um Island führte uns mit einem weiteren Zwischenstopp in Höfn immer weiter Richtung Gletscher. An Tag 7 waren wir nun endlich ganz nah dran. Da auch von Reykjavik aus Tagesausflüge zum Jökulsarlon (dem kürzesten Gletscherfluss Islands) angeboten werden, machten wir uns extra früh auf den Weg, um möglichst noch vor den Touristenbussen dort zu sein. Unser Plan ging auf. Einige Kilometer vom eigentlichen Touristentreffpunkt entfernt, führte uns ein schmaler und mal wieder sehr holpriger Weg zum Ufer, von wo aus wir einen unbeschreiblichen Blick auf den Gletscher hatten. Dass es angefangen hatte zu nieseln, störte uns nicht. An dieser Stelle noch ein kleiner Tipp: Auch im Sommer sind Mütze, Schal und Handschuhe für Island gute Reisebegleiter. An das sehr wechselhafte Wetter hatten wir uns mittlerweile gewöhnt. Bei leichtem Nieselregen, am Ufer des Jökulsarlon, mit einmaligem Blick auf den Gletscher, war es einfach ein perfekter Moment der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Ziemlich durchnässt ging es dann weiter Richtung Kirkjubaejarklaustur. Bei strahlendem Sonnenschein hatten wir am Nachmittag noch Zeit für eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Landschaftlich eine 180° Drehung. Morgens noch schroffe Felsen und das blaue Eis des Gletschers, nachmittags grüne Wiesen und Felder.

Pompeji des Nordens

So langsam näherte sich unsere Reise schon wieder dem Ende. Auf dem Weg zu unserem vorletzten Ziel in Selfoss machten wir noch einen Abstecher nach Heimaey – eine kleine vorgelagerte Insel im Südwesten Islands. Durch einen Vulkanausbruch im Jahr 1973 wurde die gesamte Insel unter einer dicken Ascheschicht begraben – daher ist Heimaey auch als Pompeji des Nordens bekannt. Die beschauliche Insel ist nur 11,3 km² klein und lässt sich daher gut zu Fuß erkunden. Heute erinnert nicht mehr viel an den Vulkanausbruch, lediglich ein Haus in der Nähe des Museums zeigt, wie es damals ausgesehen haben muss.

Endspurt – zurück nach Reykjavik

Je näher wir Reykjavik kamen, desto mehr Menschen trafen wir auf den Straßen. Schade eigentlich. So ganz allein war es auch schön. Die letzten 220 km (ca. 3 Stunden) vergingen wie im Flug und daher nutzten wir hier und da die Gelegenheit noch einmal anzuhalten und die Aussicht zu genießen. Im Umland von Reykjavik gibt es viele Sehenswürdigkeiten und da wir noch eine zusätzliche Nacht in der Hauptstadt gebucht hatten, blieb noch genügend Zeit, einige davon zu besuchen.

Ein Highlight war der aktive Geysir, aus welchem alle paar Minuten eine riesige Wasserfontäne hervorschießt. Aber auch der gigantische Wasserfall Sellfoss ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Der 55m tiefe Explosionskrater Kerid mit seinem türkisfarbenen See am Grund war ebenfalls toll. Da wir zu Beginn unserer Reise nicht sehr viel Zeit in Reykjavik hatten, schlenderten wir dann auch noch ein bisschen durch die Innenstadt und fanden diese riesige Troll Figuren.

Auf dem Weg zurück zum Flughafen war dann gerade noch genug Zeit, die Kontinentalbrücke zu überqueren, welche den Graben zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte überspannt.

Alles in allem war es ein traumhafter Urlaub in der Natur – abseits von Hektik und Trubel. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen!