Aktienrente in Deutschland – Ein Ausblick
Mittwoch, 3.05.2023
© Foto: Philipp, Adobe Stock
Sie haben es vorgemacht: Die Skandinavier nutzen seit Jahren die Renditechancen der Kapitalmärkte, um ihr Rentensystem zu unterstützen. Auch in Deutschland soll nun in diesem Jahr eine Aktienrente kommen. Im Beitrag erfährst Du, wie die aktuellen Pläne aussehen.
Wenn ab 2025 die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in Rente gehen, steigt der Druck auf die Rentenkasse.¹ Die vielen neuen Rentner werden das ohnehin stark beanspruchte Rentensystem vor riesige Herausforderungen stellen. Experten und Politiker fordern daher, dass die deutsche Rentenkasse stärker das Renditepotenzial der Aktienmärkte nutzen soll.
Aktienrente
Die Aktienrente soll Teil der gesetzlichen Rente werden. Bisher ist diese nur umlagefinanziert, fehlendes Kapital wird mit Steuergeldern zugeschossen. Doch da ab 2025 viele Babyboomer (geboren 1946-1964) in Rente gehen, wird es immer weniger Einzahler für immer mehr Rentner geben. Die Bundesregierung will daher einen Fonds auflegen, der in Aktien investiert. Die Erträge aus dem Fonds sollen ab Mitte der 2030er Jahre dazu beitragen, die Rentenkasse zu stabilisieren. Sie werden nicht dafür genutzt, die Renten der Beitragszahler zu erhöhen.
Vorreiter Schweden: Renten mit Renditepotenzial
Die Skandinavier haben ihre gesetzliche Rente schon vor Jahren reformiert und dabei die Prämienrente oder auch Aktienrente eingeführt. Ähnlich wie in Deutschland zahlen Arbeitnehmer 16 % ihres Bruttoeinkommens in eine klassische, umlagefinanzierte Rente ein. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 18,6 %. Das Besondere in Schweden: Zusätzlich sind Arbeitnehmer verpflichtet, 2,5 % ihres Bruttoeinkommens in Vorsorgefonds zu investieren. Sie können dabei zwischen Fonds von privaten Anbietern oder dem staatlichen Aktienfonds AP7 entscheiden. Wer keine Wahl trifft, zahlt automatisch in den staatlichen Fonds. Und hier hat sich die Investition gelohnt: Seit 2000 hat der AP7 im Schnitt eine Rendite von gut 11 % pro Jahr erzielt.²
Fondspolice
Bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung legt der Versicherer die Beiträge der Kunden ganz oder teilweise in Investmentfonds an. Durch Investitionen in Sachwerte wie Aktien können Vorsorgesparer damit langfristig von den Entwicklungen des Kapitalmarktes profitieren. Zu Rentenbeginn erhalten sie entweder eine Kapitalauszahlung oder eine regelmäßige Rentenzahlung – und diese ein Leben lang. Je nach Tarif können Kunden die Beiträge einmalig in Form eines größeren Betrags oder monatlich über einen längeren Zeitraum hinweg in die Versicherung einzahlen.
Der deutsche Plan: Stabile Beiträge statt höherer Renten
Auch Deutschland will nun das Renditepotenzial der Aktienmärkte für sein Rentensystem nutzen. Im November 2022 hat das Bundesfinanzministerium ein Grundkonzept dafür vorgestellt. Allerdings weicht es deutlich vom schwedischen Modell ab.
Das sind die Pläne:
- Die Bundesregierung will einen Fonds mit dem sogenannten “Generationenkapital” auflegen, der in Aktien investiert. Anfangs sind dafür mindestens zehn Milliarden Euro geplant, die über Schulden finanziert werden. Diese Summe soll laut Bundesfinanzminister Christian Lindner erst der Grundstein sein.³ Für einen spürbaren Effekt werde mittel- bis langfristig eine dreistellige Milliardensumme benötigt. Die Finanzierung ist noch offen.
- Die Erträge aus dem Fonds sollen ab Mitte der 2030er Jahre dazu beitragen, die Rentenkasse zu stabilisieren. Sie werden nicht dafür genutzt, die Renten der Beitragszahler zu erhöhen. Das ist ein entscheidender Unterschied zur schwedischen Prämienrente, bei der die Arbeitnehmer im Zuge des Fondsinvestments individuelle Guthaben für die Rente ansparen.⁴
Generationenkapital
Das Kapital für das Aktieninvestment wird “Generationenkapital” genannt. Hier will der Bund 2023 mit 10 Milliarden Euro starten. Ob und wieviel Geld in den kommenden Jahren dazukommt, ist noch strittig. Experten gehen jedoch davon aus, dass es einen Betrag in dreistelliger Milliardenhöhe braucht, um einen wirkungsvollen Effekt zu erzielen.
Was bedeutet die Aktienrente für Sparer?
Für Sparer ändert sich in Deutschland nichts. Sie leisten wie bisher ihre Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Diese Beiträge werden nicht am Kapitalmarkt investiert. Über den parallel eingerichteten Fonds soll die Aktienrücklage dafür sorgen, dass die Kosten begrenzt werden, also die Beiträge für die gesetzliche Rente stabil bleiben oder weniger schnell steigen. Sparer können aber keine höheren Renten erwarten.
Mit der Aktienrente soll die gesetzliche Rentenversicherung langfristig also auf solide Beine gestellt werden. Dabei gelten die aktuellen Pläne als erster Schritt. Aber: Die gesetzliche Rente wird auch künftig nur eine Basisabsicherung für das Alter bieten können, zusätzliche private Vorsorge ist essenziell, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Es gibt spezialisierte Versicherer, die leistungsstarke fondsgebundene Rentenversicherungen anbieten. Hier können Sparer direkt an den Renditechancen der Aktienmärkte teilhaben.
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