Die Verdauung: Der Weg ist das Ziel!
Dienstag, 13.08.2019
Spätestens mit dem Buch „Darm mit Charme“ von Julia Enders ist das Thema Verdauung salonfähig geworden. Hat man das Thema früher eher mit sich auf dem stillen Örtchen ausgemacht, wird heute öffentlich darüber gesprochen und diskutiert. Ein Weg mit 4 Stationen: So funktioniert die Verdauung rein anatomisch betrachtet!
© Foto: andersphoto, Adobe Stock
1. Der willkürliche oder auch beeinflussbare Teil
Viele vermuten, dass unsere Verdauung erst im Magen oder Darm anfängt. Sie beginnt aber schon beim Kauen im Mund, wenn wir Nahrung zerkleinern und sie mit Speichel vermischen. Im Speichel befinden sich bereits die ersten Enzyme die helfen, die Nahrung in ihre Bestandteile aufzuspalten.
Nachdem wir unser Essen durch Kauen in kleinste Stücke zerteilt haben, wird der Bissen durch die Zunge nach hinten geschoben und der Schluckvorgang ausgelöst.
Sollten unsere Geschmacks- und Geruchssensoren hier noch ein Veto einlegen und die Nahrung als unbekömmlich befinden, befördern wir diese eher wieder in die Gegenrichtung und spucken sie aus. Diese Maßnahme schützt uns vor verdorbener oder schlechter (giftiger) Nahrung.
2. Ab sofort übernimmt unser vegetatives Nervensystem die Kontrolle
Salat verlässt also als erstes den Magen und wird im unteren Teil über den sich öffnenden Magenausgang (Pylorus) in den Zwölffingerdarm abgegeben. Danach verschließt sich der Pylorus wieder und der Magen kann sich weiter mit dem Steak beschäftigen. In der Fachsprache spricht man jetzt auch nicht mehr vom Speisebrei, sondern vom Chymus.
Wie lange so eine durchschnittliche Verweildauer ist, hängt von der Art der Nahrung ab.
Salat/Gemüse verbleiben ca. 1-2, ein Steak ca. 8-9 Stunden im Magen.
3. Juhu - Nährstoffe für unsere Zellen
Der Zwölffingerdarm fügt dem Chymus die Gallensäure aus der Gallenblase und verschiedene Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse hinzu. Diese Enzyme spalten die Nahrungsbestandteile Zucker, Fette und Proteine so klein auf, dass diese durch spezielle Eintrittspforten in der Dünndarmwand passen und in den Körper aufgenommen werden können. Die Gallensäure hilft bei der Fettaufspaltung, indem sie Fette emulgiert, sprich löslich macht. Zusätzlich werden noch Vitamine, Mineralien und Spurenelemente aufgenommen. Dies findet im gesamten Dünndarm statt. Der letzte Teil des Dünndarms wird Terminales Ileum genannt. Hier wird der Dünndarm vom Dickdarm durch die Bauhinsche Klappe getrennt. Hat der Chymus diese Klappe einmal passiert, gibt es im Normalfall kein Zurück mehr. Generell ist anzumerken, dass unser Verdauungstrakt vom Mund bis zum After ein in sich geschlossenes System darstellt und vor allem eine Einbahnstraße ist.
4. Ab sofort wird‘s gemütlich
Im Dickdarm angelangt, wird dem immer noch flüssigen Brei das Wasser bis auf wenige Milliliter entzogen und dieser langsam aber sicher in Richtung Anus geschoben. Der Dickdarm kennt dabei keinen Stress und lässt es eher gemütlich angehen. Dabei hat er noch eine ganz wesentliche Funktion. Er beheimatet einen Großteil unseres Darm-Mikrobioms. Das Darm-Mikrobiom besteht aus Billionen (ca. 100 Billionen) von Bakterien, mit denen wir in Symbiose leben. Die Bakterien helfen uns bei der Verdauung, trainieren unser Immunsystem und verhindern, dass sich krankmachende (pathogene) Bakterien niederlassen.
Wie das genau funktioniert erfährst Du im nächsten Beitrag.

Nicole Bretting ist Gesundheitsmanagerin, ausgebildete Schmerzspezialistin & Bewegungscoach nach Liebscher & Bracht und Stressmanagerin. Ihre Firma Gesundheit durch Balance Ernährungsberatung & Darmgesundheit bietet individuelle Ernährungs- und Trainingsbetreuung. Außerdem ist sieIronman Altersklassen-Weltmeisterin, mehrfache Ironman Altersklassen-Europameisterin und mit dem Team Quattra Bavariae Weltrekordhalter beim Race Across Amerika.
Hier geht’s zu ihrer Website.
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