Immunsystem: Eine Frau im Profil

Das Immunsystem: Funktionsweise und Tipps zur Stärkung

Donnerstag, 19.03.2020

Erfahre von unserem Experten Dr. Bernd Gimbel wie unser Immunsystem funktioniert und wie Du es täglich mit einfachen Mitteln stärken kannst.

© Foto: peterschreiber.media, Adobe Stock

Die aktuelle Krisensituation in der Welt wegen der COVID-19-Pandemie stellt Ihr Immunsystem vor große Herausforderungen. Um sinnvolle Maßnahmen durchzuführen ist es vorteilhaft zu verstehen, wie unser Immunsystem funktioniert. Dies stärkt Ihre Gesundheitskompetenz und hilft Ihnen, nicht nur die Krise besser bewältigen zu können, sondern auch danach gesünder zu leben.

Immunität: Eine wichtige Funktion, nicht nur im Zeitalter von Corona

Das Immunsystem besteht aus verschiedenen Organen, Zellarten und Eiweißen. Es hat die Aufgabe, unseren Organismus vor schädlichen Fremdstoffen und krankmachenden Zellveränderungen zu schützen. Zwei Begriffe spielen für das Verständnis des Immunsystems eine wichtige Rolle: Antigene und Antikörper.

Antigene sind Eiweiße, die als Fremdkörper in unseren Organismus eindringen und von ihm als solche erkannt werden. Um sich davor zu schützen, reagiert er mit der Bildung von Antikörpern (sog. Immunoglobuline). Es folgt eine Antigen-Antikörper-Reaktion (Immunreaktion), bei der die Enden der Antikörper-Moleküle mit dem entsprechenden Antigen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip reagieren. Demnach passt nur ein bestimmtes Antigen (wie ein Schlüssel) mit dazu kompatiblen Antikörpern (als Schloss) zusammen. Durch die Verbindung vieler Antikörper mit dem Antigen entsteht eine Verklumpung zwischen den beiden Reaktionspartnern, die dazu führt, dass die Erreger nicht mehr in die Zellen eindringen können. Spezialisierte weiße Blutkörperchen (Lymphozyten), die in den Lymphknoten, der Milz, der Thymusdrüse und dem Knochenmark gebildet werden, übernehmen bei der Immunreaktion wichtige Aufgaben. Sie erkennen die Fremdkörper, regen die Bildung von Antikörpern an und sind an der Entfernung der ungebetenen Eindringlinge beteiligt.

Hervorzuheben sind die T-Lymphozyten, die u.a. als sog. Gedächtniszellen fungieren. Wenn sie einmal mit einem Antigen Bekanntschaft gemacht haben, können sie dieses bei einem erneuten Befall sofort wiedererkennen und umgehend die spezifische Immunabwehr einleiten. Durch die ständige Anpassung kann unser Organismus auch Fremdkörper bekämpfen, die sich im Laufe der Zeit verändern.

Gegen körpereigene Eiweiße geht das Immunsystem normalerweise nicht vor. Passiert dies irrtümlicherweise doch, dann sprechen wir von einer Autoimmunreaktion oder Autoimmunerkrankung (z.B. bei Diabetes mellitus Typ 1, bei dem die Insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse durch das eigene Immunsystem angegriffen werden).

Die aktuelle COVID-19-Pandemie geht auf einen Virus zurück. Viren sind im Unterschied zu Bakterien (einzellige Lebewesen) keine Lebewesen. Sie besitzen eine Proteinhülle und im Inneren Erbmaterial in Form einer Kernsäure. Um sich zu vermehren benötigen Viren eine Wirtszelle, wie z.B. den Menschen. Bei Befall werden die menschlichen Zellen durch die fremde Kernsäure so umprogrammiert, dass sie die Erbmasse der Viren und ihre Proteinhülle massenhaft vervielfältigen. Bei Infektion eines anderen Menschen verlassen die Viren den Wirt z.B. durch Tröpfcheninfektion beim Nießen. Da das neuartige Corona-Virus vor Ausbruch der Krise in China noch keinen Menschen befallen hatte, konnte sich das menschliche Immunsystem bislang nicht auf diesen Typus einstellen.

Möglichkeiten zur Stärkung des Immunsystems

Der Hauptgrund, warum Menschen krank werden und andere nicht, liegt an der unterschiedlichen Ausprägung ihres Immunsystems.

Deshalb hören Sie in Zeiten des Corona-Virus häufig von den Experten, dass besonders ältere und kranke Personen zu den Risikogruppen zählen, die es vorrangig zu schützen gilt, weil deren Immunsystem generell anfälliger ist als bei jungen, gesunden Menschen.

Neben den wirkungsvollen präventiven Maßnahmen wie dem bekannten gründlichen Händewaschen und dem Einhalten eines angemessenen Abstandes zu anderen Menschen, gibt es zahlreiche Verhaltensregeln, deren Beachtung zur Stärkung des Immunsystems beitragen können.

Damit Ihr Immunsystem optimal funktioniert, benötigt es wichtige Vitamine (z.B. die Vitamine A, B6, B12, C, D und E) und Nährstoffe (wie z.B. Zink, Selen, Eisen und Kupfer). Auch sekundäre Pflanzenstoffe spielen dafür eine wichtige Rolle. Da mittlerweile angenommen wird, dass auch die Darmgesundheit für das Immunsystem von Bedeutung ist, sollten Sie auf eine ballaststoffreiche Kost achten.

Sie sehen, dass eine gesunde Ernährung in der derzeitigen Krise eine noch bedeutsamere Rolle spielt als zu „normalen“ Zeiten. Besonders empfehlenswert für die Immunität sind:

  • Beeren und Trauben (dunkel)
  • Brokkoli
  • Karotten
  • Knoblauch
  • Kohl
  • Nüsse
  • Spinat
  • Tomaten
  • Zitrusfrüchte

Eine Unterstützung können Nahrungsergänzungsmittel bieten, die allerdings bedarfsgerecht und gezielt auf den Einzelfall abgestimmt eingenommen werden sollen.

Auch das Trinkverhalten hat einen Einfluss auf Ihr Immunsystem. Wenn Sie nicht ausreichend trinken, sind Sie anfälliger für Infekte, da trockene Schleimhäute es schwerer haben, die attackierenden Krankheitserreger aus dem Körper abzutransportieren. Grüner Tee ist zur Stärkung des Immunsystems besonders geeignet, da er eine Menge Antioxidantien enthält, die aggressive freie Radikale neutralisieren und damit gegen oxidativen Stress vorgehen können.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bewegung. Solange Sie keiner Quarantäne unterliegen, gehen Sie ins Freie. Gerade jetzt, wo die Frühjahrsonne beginnt zu strahlen, können Sie Ihren Vitamin D-Haushalt ankurbeln. Achten Sie auf eine Ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit angemessene Belastungsintensität. Zu viel des Guten, ist auch nicht gut, da Überforderungen generell einen zusätzlichen Stressfaktor darstellen, der das Immunsystem schwächt. Ein gutes Beispiel dafür ist der sogenannte Open-Windows-Effekt, der die besondere Anfälligkeit des Körpers nach anstrengenden Belastungen beschreibt, da die Abwehrzellen im Blut dann anderweitig beschäftigt sind.

Gleiches gilt übrigens auch bei psychischem Stress. Wenn die Abwehrzellen andere Aufgaben erfüllen müssen, haben es Krankheitserreger leichter, sich zu vermehren. Deshalb ist nach anstrengenden körperlichen und psychischen Belastungen besonders auf eine gezielte Regeneration wie Entspannungsmaßnahmen oder Sauna zu achten. Dazu zählt auch ein gesunder, ausreichender Schlaf. Ihr Immunsystem dankt es Ihnen.

Bleiben Sie gesund!

Bernd Gimbel © privat
Dr. Bernd Gimbel ist Gesellschafter der KörperManagement® KG. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesausschusses für Leistungssport beim Deutschen Olympischen Sportbund tätig. Derzeit lehrt er als Dozent an der Deutschen Fitnesslehrer Akademie und der Berufsakademie für Sport und Gesundheit in Baunatal. Zudem ist Dr. Gimbel Autor mehrerer Bücher über Körpermanagement.
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